Anzeigetafel im Ernst-Grube-Stadion (Foto: Jens Klapputh, Magdeburg)

kurzer historischer Abriss der

Magdeburger Fußballgeschichte

Die Anfänge des Fußballspiels in Magdeburg liegen auf dem Kleinen Cracauer Anger. Da es damals noch keine Sportplätze (außer der Turnwiese am Friedrich-Wilhelm-Garten) gab, trafen sich die Spieler auf einer Wiese beim damaligenKartenausschnitt mit dem Magdeburger Tiergarten Wollschlägerschen Tiergarten an der Herrenkrugstraße.In alten Stadtplänen wird er auch als Magdeburger Tiergarten bezeichnet. Heute ist es etwa das Gelände zwischen Unterbär, Jerichower- und Georg-Heidler-Straße. Dort gründeten sich auch später die ersten Vereine. In den Anfangsjahren wurde von den Schülervereinigungen noch nach verschiedenen Regeln gespielt. Zu einem gab Rugby-Fußball (deutsches Fußballspiel), wo der Ball auch mit der Hand gespielt werden konnte, und Association-Fußball, der nur mit dem Fuß gespielt wurde. 1894 gründete sich der erste Fußballverein "Gut Stoß", 1895 folgten der Magdeburger Sport-Club von 1895 und der Fußball-Club "Regatta". Diese drei schlossen sich 1897 zum Magdeburger Fußball- und Cricket-Club 1897 Viktoria (MFuCC Viktoria) zusammen. 1896 wurde der Magdeburger Fußball- und Cricket Club Viktoria 1896 gegründet. Dieser Verein wurde nach ihren Gründern, den Oberrealschülern der Guericke-Schule, kurz Schüler-Viktoria genannt. 1898 schied der S.C. 95 wieder aus dem MFuCC aus und gründete sich als S.C. Germania neu. Weiterhin gründeten sich noch Vereine wie "Eintracht", "Sturm" und "Britania". Während die ersten beiden bald wieder aufgelöst wurden, konnte sich Britania behaupten. 1897 wurde der Ring Magdeburger Fußball-Vereine (RMFV) gegründet, dem sich sieben Vereine anschlossen. Im RMFV wurde versucht die Regeln aus Rugby- und Association-Fußball zusammenzufassen. Das "deutsche Spiel" genannte Regelwerk war allerdings für Spieler und Zuschauer gleichermaßen unverständlich und auch nur in Magdeburg bekannt. Dadurch fielen Vereine außerhalb von Magdeburg als Spielgegner aus.

1898 wurde der RMFV wieder aufgelöst. Als nächstes wurde der Verband Magdeburger Ballspiel-Vereine (VMBV, gegr. 1900) ins Leben gerufen. Der VMBV richtete von 1901 an Stadtmeisterschaften aus. Der Magdeburger FC Viktoria 1896 konnte sich als erster und, bis zur Spielzeit 1907, auch als einziger Sieger in die Liste eintragen. Im Februar 1903 kam es innerhalb des VMBV zu Streitigkeiten in deren Folge der SC Germania 1898 und FuCC Viktoria 1897 einen neuen Verband gründeten, die Magdeburger Sport-Vereinigung. Aber schon Ende April traten beide Vereine dem VMBV wieder bei und die Sport-Vereinigung war Geschichte.

Als der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am 28. Januar 1900 in Leipzig gegründet wurde, waren auch zwei Magdeburger Fußballvereine dabei. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten der Cricket-Viktoria 1897 und der FC Viktoria 1896. Der erste Nationalspieler aus Magdeburg Ernst Jordan (Kreis) am 05.April 1908 in Basel beim Länderspiel gegen die Schweiz. Beide Vereine stellten auch die ersten Nationalspieler aus Magdeburg. Ernst Jordan von Cricket-Viktoria 1897 stand im ersten Länderspiel des DFB auf dem Platz und hatte die zweifelhafte Ehre auch das erste Eigentor für (oder besser gegen) Deutschland zu erzielen. Die Nationalmannschaft verlor am 05. April 1908 in Basel gegen die Schweiz mit 5:3 und die Karriere in der Nationalelf war für Ernst Jordan beendet. Im zweiten Spiel der Nationalelf am 30. April 1908 war mit Paul Matthes ein Spieler von Victoria 96 im Aufgebot. Das Spiel gegen England wurde mit 1:5 verloren. 1905 trat der VMBV dem Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine bei. Dieser Verband vereinigte die Mitteldeutschen Vereine und vertrat sie im DFB.

1905 wurde der Cracauer Anger für die Fußballvereine gesperrt. Das Militär brauchte auch was zum spielen und hat da dann später Kasernen und Exerzierplätze erbaut.

Viktoria 96 zog daraufhin auf einen neu angelegten Sportplatz am "Angerschlößchen", während Kricket Viktoria gegenüber dem Hotel "Stadt Loburg" ihr neues Domizil bezogen.

Magdeburger Fußballvereine und Verbände

Verein

gegr.

Erfolge (Fußball)

Sportplatz

Bemerkung

Männer-Turnverein Magdeburg-Neustadt 10. August 1860     1938 Zusammenschluß mit Victoria 1896 zum VfL Victoria Neustadt 1860 e.V. (heute TuS 1860 Neustadt)
Fallstoß um 1890   Kleiner Cracauer Anger durch Schüler des König-Wilhelm-Gymnasiums
Balldurch um 1890   Kleiner Cracauer Anger Schülervereinigung
Velocitas um 1890   Kleiner Cracauer Anger Schülervereinigung
Merkur um 1890   Kleiner Cracauer Anger Schülervereinigung
Viktoria um 1890   Kleiner Cracauer Anger Schülervereinigung
Amicitia um 1890   Kleiner Cracauer Anger Schülervereinigung
Fußball-Club "Gut Stoß" 1894     erster reiner Fußballklub
Magdeburger Fußball-Club 1895 1895     ab 1897: Magdeburger Sport-Club von 1895, 1898 aufgelöst
Freie Turnerschaft Magdeburg Süd-Ost 1895     1933 aufgelöst, 1945 Sportfreunde Fermersleben
Magdeburger Fußball- und Cricket-Club Regatta 1895     1897 Vereinigung mit GutStoß und FC 1895 zum FuCC Viktoria, später neu gegründet
Magdeburger Fußball- und Cricket Club Viktoria 1896 15.Juni 1896 1901, 1902, 1903, 1904, 1905, 1906, 1907, 1909, 1916, 1917, 1918 - Magdeburger Verbandsmeister, 1908 - Meister des Gau Mittelelbe Cracauer Anger, Radrennbahn an der Berliner Chaussee, ab 1912 Viktoria-Sportplatz Gübser Damm von 1912 bis 1938 SV Viktoria 1896 Magdeburg, 1938 Zusammenschluß mit M.T.V Magdeburg-Neustadt (heute TuS 1860), 2008 neu gegründet, 2009 aufgelöst
Fußball-Club Eintracht 1897     1900 aufgelöst
Fußball-Club Teutonia 1897      
Magdeburger Fußball- und Cricket-Club 1897 Viktoria (FuCC Viktoria) 16.Juni 1897 1910-14, 1925, 1928 Meister des Gau Mittelelbe   aus den Vereinen Gut Stoß, FC 1895 und Regatta entstanden, 1945 aufgelöst
Ring Magdeburger Fußball-Vereine 1897     lokaler Fußballverband, 1898 wieder aufgelöst.
Magdeburger Fußball-Club Britannia 1898     aus dem Fußball-Club Eintracht und einer Neugründung des Fußball-Clubs Regatta
Fußball-Club Sturm 1898     1900 aufgelöst
Sport-Club Favorit 1898     aus dem Fußball Club Fortuna und Fußball Club Favorit (1900 aufgelöst)
Sport-Club Germania 1898 1898     aus Magdeburger Sport-Club von 1895
Wacker Neustadt 1898 1919 - Meister des Gau Mittelelbe    
Koncordia Magdeburg 1898      
Magdeburger Fußballklub Weitstoß 98 1898   Sportplatz Berliner Chaussee Sport- und Spielvereinigung
Magdeburger Sport-Club Preussen 09.Juli 1899   Cracauer Anger, Stadion am Königsweg ab 1902 M.S.C. Preussen 99
Magdeburger Sport-Club 1900 1900      
Verband Magdeburger Ballspiel-Vereine (VMBV) 15. März 1900     lokaler Fußballverband, 1905 mit dem Mitteldeutschen Verband fusioniert
Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine (VMBV) 26. Dezember 1900     lokaler Verband aus Mitteldeutschland, 1933 aufgelöst
SC Fortuna 1901 Magdeburg 1901      
FC Eintracht 1902 Magdeburg 1902      
M.S.C. Preussen 99 20.Juli 1902   Stadion am Königsweg aus Magdeburger Fußball-Club Preussen, 1945 aufgelöst, 1948 BSG Krupp-Gruson
Magdeburger Sport-Vereinigung 24. Februar 1903     lokaler Fußballverband, im gleichen Jahr aufgelöst
Magdeburger Sport-Club Komet 1908      
Magdeburger Fußball-Verein Fortuna 1911 01.August 1911   Schöppensteg 1945 aufgelöst, 1950 als Turbine Magdeburg neu gegründet
Neustädter Sport-Vereinigung 1911      
SC Preußen-Wacker Magdeburg 1918 1918 Meister des Bezirk Mittelelbe   Zusammenschluß von Magdeburger SC Preußen 1899 und FC Wacker Magdeburg, 1919 aufgelöst
VfR Magdeburg 25.August 1919      
SSV 1919 Magdeburg 1919     1945 aufgelöst
Volkssportgemeinschaft SG Neue Neustadt Oktober 1945     als Nachfolger des VfL Viktoria-Neustadt 1860
SG Sudenburg 1945   Stadion am Königsweg Mai 1949 Zusammenschluß mit SG Lemsdorf zur SG Eintracht Sudenburg
BSG Stahl Nord 1947      
BSG Lokomotive Magdeburg 1948     ab 1950 BSG Lokomotive Südost Magdeburg
SG Rot-Grün Magdeburg ?      
SG Aufbau Börde 1948      
SG Krupp-Gruson 1948   Stadion am Königsweg Nachfolger von M.S.C. Preussen 99, 1950 Übernahme der SG Eintracht Sudenburg und Umbenennung in BSG
BSG Diesel Magdeburg 1948     1950 Umbenennung in BSG Stahl Süd
SG Marathon 1948      
BSG Börde Alte Neustadt 22.April 1949     1952 Umbenennung in BSG Aufbau Börde, 1990 in MSV Börde 1949
BSG Stahl Nord 1950     aus SG Marathon, ab 1952 BSG Motor Neustadt
BSG Lokomotive Südost 26.September 1950   Sportplatz Tonschacht 1990 ESV Lok Südost
BSG Turbine Magdeburg 14.November 1950 von 1963 bis 1965 DDR-Liga   Nachfolgeverein des M.F.V. Fortuna 1911
SC Aufbau Magdeburg 1955     aus der BSG Motor Mitte
TuS Motor Neustadt Februar 1957     Fusion aus BSG Motor Neustadt und BSG Motor Nord
BSG Motor Süd-Ost 13.Dezember 1957 1982, 1986 Aufstieg in die Bezirksliga Platz der Freundschaft Zusammenschluß aus Motor Magdeburg und Motor Fermersleben, ab 1990 FSV 1895
TuS Fortschritt Magdeburg Neustadt 21.Januar 1958     aus TuS Motor Neustadt
SG Handwerk März 1963      
1.FC Magdeburg 22.Dezember 1965 3xDDR-Meister, 7xFDGB-Pokalsieger, Europapokal der Pokalsieger 1974, 10xLandespokalsieger Ernst-Grube-Stadion, Heinrich-Germer-Stadion, MDCC-Arena aus SC Aufbau Magdeburg
BSG Wohnungsbaukombinat 1979     seit 1993 BSV 93 Magdeburg
BSG Stahl Nord 25.September 1982     aus Teilen der BSG Motor Süd-Ost
BSG Meßtron Magdeburg 27.September 1979     aus Teilen der BSG Motor Süd-Ost
MSV Börde 1949 20.Juli 1990 2005 Landespokalsieger Stadion der Bauarbeiter, GutsMuths-Stadion aus BSG Aufbau Börde
SV Fortuna Magdeburg 15.Juni 1990 1996 - 2000 NOFV-Oberliga Schöppensteg aus BSG Turbine Magdeburg
Fermersleber SV 1895 16.Juli 1990   Platz der Freundschaft aus BSG Motor Süd-Ost
Magdeburger FFC 1997 2009 Meister Regionalliga Nordost, Aufstieg 2. Bundesliga Heinrich-Germer-Stadion aus den Frauenfußballabteilungen der SG Handwerk und SV Fortuna gegründet, seit dem 01.Juli 2003 Magdeburger FFC
FC Zukunft 1997   Heinrich-Germer-Stadion  
SSV Besiegdas 03 Dezember 2003 Sportplatz am Gübser Weg  
        (Quellen: u. a. Wikipedia)

1945: Nach Kriegsende werden alle deutschen Sportvereine auf Betreiben der Besatzungsmächte auf der Grundlage der Direktive Nr. 23 des Alliierten Kontrollrates vom 17.Dezember 1945, "Beschränkung und Entmilitarisierung des Sportwesens in Deutschland", verboten und aufgelöst.

Nach der politischen Wende mussten sich neben den Bewohnern auch die Vereine neu orientieren. Die Trägerbetriebe in Magdeburg wie SKET, MAW, SKL, Reichsbahn usw. zogen sich aus den verschiedensten Gründen zurück. Damit war für die Vereine das große Zittern angebrochen. Von Null auf sofort mussten Geldgeber gefunden werden. Bei einer Wirtschaft die gerade von der Treuhand zerschlagen wird, bestimmt kein leichtes Unterfangen. Dann kamen noch die unklaren Besitzverhälnisse hinzu. Ist der Trainingsplatz in kommunaler Hand oder kommt irgendein Alt-Besitzer, der das Gelände als Bedarf reklamiert?

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