Festung Magdeburg

Die Geschichte der Befestigung der Stadt

Die Anfänge der Befestigung Magdeburgs kann man schon im frühen Mittelalter suchen. Bei Ausgrabungen auf dem Domplatz wurden Reste von Spitzgräben gefunden, die aus der Zeit Karl des Großen stammen. Als Grenzfeste gegen die Slawen, die auf der östlichen Seite der Elbe lebten und sicherlich den Handelsplatz Magdeburg gerne mal überfallen haben, musste der damals noch kleine Ort Magdeburg befestigt sein um ein Eindringen der Angreifer zu vereiteln. 

Da der Verlauf der Elbe zu dieser Zeit nicht derselbe war wie heute, gestaltet sich das Rekonstruieren der Befestigungsanlagen von damals sicherlich nicht einfach. So wurde zum Beispiel lange Zeit nach dem Standort eines "castellum contra Magadaburg", gegründet von Karl dem Großen, gesucht. Dieses Kastell, welches auf der Ostseite der Elbe gelegen hat, sollte der Sicherheit Magdeburgs und der Kontrolle des Elbübergangs dienen. Im Jahr 2009 konnten Wissenschaftler der Frankfurter Goethe-Universität das Kastell bei Hohenwarthe auf einem Weinberg lokalisieren.

924 wird Magdeburg von Heinrich I. zum Standort eines Burgvogts bestimmt. Sicherlich wird Magdeburg nochmals befestigt um die Einfälle der Slawen abwehren zu können, nachdem es im Jahre 983 zu einem Slawenaufstand kommt. 

Als Editha im Jahre 929 den Ort Magdeburg als Morgengabe von ihren Ehemann Otto I. bekam, begann sie kurze Zeit später eine erste Mauer zur Stadtbefestigung zu errichten. Aus ihrer englischen Heimat übernimmt sie dabei die Technik des Steinbaus. Das heißt der Wall wurde nicht mehr in Holzpalisaden ausgeführt, sondern aus Bruchsteinen, die in ausreichenden Maße vorhanden waren. Das nötige Baumaterial wurde damals aus Steinbrüchen z.B. am heutigen Krökentor gewonnen. Diese erste, sogenannte ottonische Mauer, wird später unter Erzbischof Gero fertiggestellt und wird die damalige Domfreiheit umgeben haben. 

Von dieser ersten Stadtbefestigung gibt es nur noch Reste in unmittelbarer Nähe des Domes und des Kloster Unser Lieben Frauen. Am Dom kann man auch das einzige noch erhaltene mittelalterliche Stadttor, 1493 errichtet, sehen.

1525 erlangt der Rat der Stadt vom Domkapitel die Zusage das die Palisaden am Elbufer durch eine Mauer mit Wällen ersetzt werden kann. Gleichzeitig werden die nördliche Elbseite durch den Turm "Preußen" (1279 als Welscher Turm errichtet, später Lucasklause) und die Südseite durch den "Tatarenturm" (1241 erbaut) gesichert. Von der Sudenburg wird der Stadtgraben bis zur Elbe verlängert. Um 1550 erbaute man an der südlichen Stadtbefestigung ein starkes Bollwerk, den "Heydeck". Daraus wird später die Bastion "Anhalt". Gegenüber dem Brücktor wird die "Brückschanze" und entlang der Elbe kleinere Bollwerke errichtet. Dadurch war die Stadt so stark befestigt das sie die Belagerung durch Moritz von Sachsen 1550/51 unbeschadet überstehen konnte.

1625 genehmigt Wallenstein, gegen Zahlung von 130.000 Taler, das Teile der Vorstädte Sudenburg und Neustadt abgerissen und neue Festungswerke auf diesem Gebiet errichtet werden dürfen. So entsteht im Süden das große Bollwerk "Gebhardt" neben dem Heydeck, im Norden das "Neue Bollwerk" und vor den Toren der Stadt (Ulrichs-, Schrotdorfer- und Sudenburgertor) werden Ravelins, vor dem Ulrichstor ein Kronwerk und vor dem Krökentor ein Hornwerk angelegt. 1631 drangen die kaiserlichen Truppen am "Neuen Bollwerk" in die Stadt ein und legten sie in Schutt und Asche. Beim Abzug der Truppen 1632 wurde der größte Teil der Festungsanlagen und die Tore zerstört. 

1648 - Der Dreißigjährige Krieg ist durch den westfälischen Friedensvertrag beendet, Magdeburg seit 1631 vollkommen zerstört, Otto von Guericke versucht als Verhandlungsführer der Stadt die Reichsfreiheit für die jetzt unbedeutend gewordene Stadt Magdeburg zu erringen. Er erreicht zumindest, das die alten Privilegien die seit Kaiser Otto I. der Stadt zugestanden haben sollen, erneuert werden. Die Reichsfreiheit, die der Stadt einen ungeheuren Aufschwung gegeben hätte, konnte sie aber nicht erlangen. Stattdessen wird im Vertrag von 1648 festgelegt das nach dem Tode des Administrators August von Sachsen die Stadt an den Kurfürsten von Brandenburg fällt. 1666 wurde mit der Unterzeichnung des Vertrages vom Kloster Berge alle Hoffnung zerschlagen doch noch die Reichsfreiheit zu erlangen. Die Stadt Magdeburg muss alle Soldaten, die in ihrem Sold stehen, entlassen und stattdessen eine Brandenburgische Garnison aufnehmen, für die sie auch noch monatlich 1.200 Taler für den Unterhalt bezahlen muss. Am 17.Juli 1666 rückten die ersten Brandenburgischen Truppen mit ihren Kommandanten Oberst Schmied von Schmiedsack in Magdeburg ein. Erster Gouverneur wird Herzog August von Holstein-Plön. Damit beginnt die Geschichte der preußischen Festungsstadt Magdeburg. Unter Kurfürst Friedrich Wilhelm beginnt der Ausbau der Stadt zur Festung. Schon vorher, am 12.Juni 1666, befahl der Kurfürst die beschädigten Festungsbauwerke instandzusetzen und zu verstärken. Der "Große" und der "Kleine Gebhardt" sowie das "Neue Werk" werden wiederhergestellt und an der Elbe eine mit Schießscharten versehene Mauer errichtet. 

Die brandenburgischen Soldaten, die samt Frauen und Kinder in Magdeburg einzogen, wurden erstmal bei den Bewohnern der Altstadt untergebracht, da die dafür benötigten Kasernen noch nicht errichtet waren. Die Stadt sollte zwei Drittel der Kosten tragen, Kurfürst Friedrich Wilhelm den restlichen Teil. Da dieser dem Vertrag nicht folgte begann die Stadt auf eigene Kosten 1667 zwischen Krökentor und Schrotdorfer Tor zwei Baracken zu errichten. Bis 1690 wurden 76 weitere Baracken errichtet, diesmal von Bürgern, die der Einquartierung entkommen wollten. Trotzdem mußten die Eigentümer noch Abgaben für jeden einzelnen einquartierten Soldaten zahlen.

1679 kommt es zu Streitigkeiten zwischen der Stadt und dem preußischen Gouverneur. Der auf dem Werder liegende Ziegelhof soll dem Bau der Zitadelle weichen. Nach sechs Jahren erhält die Stadt die Ablehnung ihres Einspruches gegen des Abriß des Ziegelhofes. Doch schon 1680 begannen die Vorarbeiten zum Bau der Zitadelle. Das Areal des Baugeländes für die Zitadelle wurde abgesteckt.  1683 begannen die Arbeiten für den ersten Abschnitt, der 1713 beendet wurde. 

1680 stirbt Herzog August von Weißenfels, der letzte Administrator von Magdeburg. Das ehemalige Erzbistum Magdeburg wird in das weltliche Herzogtum Magdeburg umgewandelt. Das Fürstentum Brandenburg gewinnt durch die Stadt einen strategisch wichtigen Übergang über die Elbe.

1692 wurden die Rechte des Rates der immer weiter eingeschränkt. Alle Bauvorhaben wurden von nun an Landessachen, so das die Stadt kein Mitspracherecht mehr hatte. Dadurch wurde die Selbstverwaltung der Stadt immer mehr eingeschränkt, unter anderem mußte sie einen brandenburgischen Rat, Christian Diedrich Ackenhusen, unterhalten und dafür die Stelle eines Bürgermeister streichen. Der Kommandant der Festung war dem Bürgermeister übergeordnet und hatte somit das Sagen in der Stadt.

Am 18.Januar 1701 wurde Preußen zum Königreich erhoben. Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg krönt sich als Friedrich I. von Preußen zum König. Im selben Jahr wurde Fürst Leopold zu Anhalt-Dessau, der Alte Dessauer, Gouverneur der Festung. Dieser begann Magdeburg zur stärksten preußischen Festung auszubauen. 

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Baugeschichte ab 1666

Am 12.Juni 1666 befahl der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg die Festungswerke der zerstörten Stadt wieder aufzubauen und zu verstärken. Das zentrale Bauwerk sollte die Zitadelle zur Sicherung des Elbüberganges werden. Den Befehl dazu gab der Kurfürst am 01. Juli 1666 an den Gouverneur Herzog August von Holstein-Plön, in dem er ihm mitteilen ließ, dass "die Fortsetzung der Fortificationsarbeit und Reparation der verfallenen älteren Wälle, Gräben, Mauern ec. anbefohlen" werde. Am 18. Juli 1666 erhielt er die Anweisung, dass das Werk an den Brücken als erstes hergerichtet werden sollte. Andere Befestigungen sollten erst einmal nur vorläufig instand gesetzt werden. 

Am 29.Dezember 1666 wendet sich der Gouverneur mit der Bitte um Bauholz für die Festung an den Administrator. Dieser lehnt am 07. Januar 1667 die Anfrage ab, da der Kurfürst noch nicht der rechtmäßige Herrscher über den Erzstift sei. Am 15. April 1667 fordert der Kurfürst nun "die Stände von Prälaten, Ritterschaft und Städte des Erzstifts Magdeburg" zur Hilfe auf. Die Stände erklären aber, dass sie nicht zuständig seien und die Entscheidung nur auf einem Landtag getroffen werden könne.

1680 kommt Magdeburg nach dem Tod des Kursächsischen Administrators August endgültig unter die Herrschaft des Kurfürstentums Brandenburg. Schon 1679 erhält der Ingenieurhauptmann Heinrich Schmutze den Befehl mit der Planung für eine Zitadelle auf dem Werder zu beginnen. 1680 begannen die Vorarbeiten, 1683 die Maurerarbeiten, die sich bis zum Jahr 1702 hinzogen.

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Festungsbauwerke

Zitadelle

Selbstständiger, besonders stark ausgebauter Teil einer Festungsstadt, der von dieser üblicherweise durch eine Esplanade getrennt ist. Bei einer Erstürmung der Stadt durch feindliche Truppen diente die Zitadelle als Rückzugsort für die Garnison.

Der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg befahl am 12. Juni 1666 die Instandsetzung der beschädigten Festungsbauwerke von Magdeburg. Kurze Zeit später, am 23.Juni 1666, erging der Befehl das Elbufer durch den Bau einer Zitadelle zur Stärkung der Festung zu errichten.

Der Baubeginn wurde aber immer wieder verzögert. Das lag zu einem an der Stadt, die zum Bau der Zitadelle ihren Ziegelhof auf dem Marsch opfern sollte, andererseits am Kurfürsten, der, auch im Streit um den Ziegelhof, keine Zugeständnisse machen wollte.

Erst am 18.Juli 1679 wurde durch den Generalleutnant de Mestre mitgeteilt das er "einen Riß verfertigt" habe. Am 04.Februar 1680 begannen mit dem Aufmaß des Baugeländes die Arbeiten. 1683 wurde unter der Leitung des Ingenieurhauptmann Heinrich Schmutze die Maurerarbeiten begonnen. Diese zogen sich bis 1702 hin. Doch die Nutzung der Kasematten konnte erst Jahre später erfolgen. Durch die Stärke der Mauern und den verwendeten Materialien zögerte der Trocknungsprozess den Bezug Unterkünfte immer wieder raus. Die Mauern an der Westseite waren rund 8 Meter hoch, an der Ostseite jedoch nur 5 Meter. So war sicher gestellt, das die Turmschanze im heutigen Brückfeld, die Zitadelle bei drohender Besetzung durch feindliche Truppen absichern konnte.

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Obwohl die Zitadelle auf einer Insel in der Elbe lag, machten sich erhebliche Wasserbaumaßnahmen erforderlich, um ständig tiefes Wasser im Umfeld der Zitadelle sicherzustellen. 1736 wurde daher östlich der Zitadelle ein Wehr angelegt, welches Wasser aus der damaligen Großen- und Mittelelbe zwischen der Zitadelle und dem Holzstreckenwerder hindurch in die Stromelbe leitete. Nur bei Hochwasser wurde noch Wasser in die Alte Elbe zwischen Holzstreckenwerder und Friedrichstadt geleitet. Ein Überfallwehr entstand an der stromaufwärts gelegenen Rothehornspitze. Die damals die Hauptwassermassen führende Mittelelbe wurde so abgesperrt und das Wasser ebenfalls in die bis dahin seichte Stromelbe gelenkt. 1739 entstand oberhalb der Zitadelle noch eine Bune in der Mittelelbe. Infolge dieser Maßnahmen versandete die Mittelelbe, die heute nur noch als Geländeabsenkung auf der so in der heutigen Form entstandenen Rotehorninsel zu erkennen ist. Später entstand südlich der Zitadelle noch ein Schleusenkanal zwischen Stromelbe und Zollelbe. Die heute an dieser Stelle befindliche Straße trägt daher den Namen Schleusenstraße.

Kriegerische Auseinandersetzungen

Die Magdeburger Zitadelle wurde, wie die gesamte Festung Magdeburg, nie aktiv in eine kriegerische Auseinandersetzung verwickelt. Zwar lag sie an strategisch wichtiger Stelle, die Größe der Gesamtanlage hätte jedoch für eine Erstürmung einen dermaßen großen Aufwand feindlicher Truppen und enorme Verluste bedeutet, dass ein Angriff unterblieb. Indirekt hatte sie daher eine Wirkung auf kriegerische Auseinandersetzungen.

Einzige Ausnahme blieb das Erscheinen napoleonischer Truppen vor Magdeburg im Jahr 1806. In der Festung befanden sich 23.000 Mann preußischer Truppen und 800 Offiziere. Vor der Festung waren lediglich 7.000 französische Soldaten erschienen. Trotzdem übergab der Kommandant der Festung, von Kleist, die Festung kampflos. Preußen hatte zuvor schwere militärische Niederlagen erlitten.

1814 fand auch der Abzug der Franzosen kampflos statt. Aufgrund der zu erwartenden schweren Verluste hatten Preußen und seine Verbündeten davon abgesehen, die Festung anzugreifen. Die französische Festungsbesatzung ergab sich erst, als Paris bereits gefallen war, und konnte noch einen freien Abzug nach Frankreich aushandeln.

Die Zitadelle als Gefängnis

Die Zitadelle Magdeburg entwickelte sich zu einem wichtigen und gefürchteten Gefängnis in Preußen. So wurden Straftäter zu schweren Erd- und Steinbrucharbeiten in der Festung herangezogen. Die extrem harten Arbeitsbedingungen, die mangelhafte Ernährung und die schlechten hygienischen Zustände führten zu einer sehr hohen Sterblichkeitsrate unter den Gefangenen. Gefangene wurden vor Arbeitskarren gespannt und lebten auf engem Raum in dunklen Kasematten auf selten gewechseltem Stroh. Auch der Vollzug der von Gerichten verhängten Strafen wie Auspeitschungen, die Setzung von Brandzeichen, Erschießungen, Strangulationen und Vierteilungen fanden in der Zitadelle statt.

In der Zitadelle verbüßten jedoch auch höher gestellte Personen Haftstrafen, wobei zum Teil erheblich günstigere Haftbedingungen bestanden und zum Teil Diener mitgebracht werden konnten.

1754 wurde Friedrich von der Trenck auf der Zitadelle inhaftiert. Trenck versuchte einen unterirdischen Stollen zu graben, um so zu fliehen. Er wurde daraufhin in das ebenfalls zur Festung Magdeburg gehörende Fort Berge verlegt.

1788 erwirkte der Magdeburger Domherr Graf Friedrich Wilhelm von Wartensleben bei Friedrich Wilhelm II. für seinen Sohn Hermann lebenslange Verwahrung in der Zitadelle. Der Sohn hatte gegen den Willen seines Vaters 1786 die aus Halle (Saale) stammende Handwerkstochter Johanna Rosina Hartung geheiratet und mit ihr auch bereits zwei Kinder. Nach 20 Monaten gelangte der junge Familienvater aufgrund einer mütterlichen Erbschaft, gegen den Widerstand des Vaters, in Freiheit.

Weitere bekannte Häftlinge waren der Revolutionär Gustav Adolph Schlöffel (1848 für 6 Monate), von 1823 bis 1829 der Demokrat Dietrich Wilhelm Landfermann, der Dichter Fritz Reuter, der Priester Eduard Michelis, der polnische Marshall Józef Piłsudski, Gerhard Cornelius Walrave, einer der Erbauer der Festung Magdeburg und der Offizier Armand Baron Léon von Ardenne.

Häufig diente die Zitadelle auch als Kriegsgefangenenlager. So wurden 286 Schweden, die 1715 bei Stralsund in preußische Hände gefallen waren, hier interniert. Während des Siebenjährigen Kriegs waren Österreicher, Franzosen und Russen auf der Zitadelle gefangen.

Der spätere Unternehmer und Erfinder Hermann Gruson wurde am 13. März 1821 als Sohn des Premierleutnants Louis Abraham Gruson in der Magdeburger Zitadelle geboren.

Aufhebung der Festung

Mit der sich verändernden Waffentechnik verloren die Festung Magdeburg und auch die Zitadelle spätestens Ende des 19. Jahrhunderts ihre militärische Bedeutung. Es erfolgte 1912 die endgültige Aufhebung der Festung. Nachdem sich die Stadt Magdeburg länger um den Erwerb der Grundstücke bemüht hatte, riss sie nach erfolgter Übertragung dann von 1922 bis 1927 die Zitadelle weitgehend nieder. Der Schutt wurde zur Auffüllung der in Cracau gerade neu zu errichtenden Straßenzüge verwandt.

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Turmschanze

Zur Sicherung der auf dem Werder gelegenen Zitadelle wurde von 1717 bis 1730 auf der Ostseite der Elbe die Turmschanze errichtet. 

Bastionen

Eine Bastion, oder Bollwerk, ist eine Anlage, die aus der Linie eines Festungswalls vorspringt und deren Aufgabe es war, den Raum unmittelbar vor dem Wall, den die Verteidiger von der Brustwehr aus nicht unmittelbar einsehen können, seitlich bestreichen zu können. Bastionen haben in einer neuzeitlichen Festung die gleiche Funktion wie die Türme einer antiken oder mittelalterlichen Stadtmauer. Sowohl der Turm als auch die Bastion stellen unabhängig von ihrer äußeren Form den flankierenden Teil eines Festungswalls dar.

Name der Bastion   erbaut   Standort/heutige Nutzung
Bastion Anhalt   1690   Otto-v.Guericke-/Danzstrasse (Anhaltstrasse)
Bastion Braunschweig   1720   Teilabriss um 1890, Geschwister-Scholl-Park
Bastion Cleve   Dom/Fürstenwallpark, 1709 mit dem Rondel Gehardt verschmolzen
Bastion Halberstadt   1707   Abriss um 1890, am Krökentor
Bastion Hessen   1688   um 1890 abgerissen, Hohepfortestraße
Bastion Lüneburg   1720   um 1890 abgerissen,
Bastion Magdeburg   1706   Virchow-/ Erzbergerstrasse
Bastion Mark   1690   Kaserne Mark, Hohepfortewall
Bastion Minden   1709
Bastion Oranien   Kreuzgang-/Danzstrasse
Bastion Pommern   1709
Bastion Preußen   1688   Lukasklause
Bastion Ravensberg   heute Oberfinanzdirektion
Bastion Ferdinand   1720   um 1890 abgerissen,
Bastion Heinrich
Bastion Wilhelm
Bastion Friedrich
Bastion Dönhof
Bastion Stillen
Bastion Arnim
Bastion Leopold
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Forts

Ein Rondell ist ein im Grundriss rundes oder gerundetes Artilleriebauwerk von besonderer Stärke, dessen Höhe der des angrenzenden Walls entspricht. Ist der Wehrbau deutlich höher als der angrenzende Wall, so spricht man von einem Batterieturm.

Name des Fort   erbaut   Standort/heutige Nutzung
Fort I   1866/73   1920 abgerissen, seit 1922 Sportplatz, heute"Platz der Freundschaft", Schanzenweg
Zwischenwerk Ia   1890/91   gut erhalten
Fort II   1866/73   nach 1900 Totalabriss, Geländeumriss als Grünfläche erhalten
Fort IIa   1871/73   umgebaut 1892/93, ab 1917 Pulverlager, 1980er Jahre Objekt der Zivilverteidigung, teilweise erhalten
Zwischenwerk IIb   1890/91   in den 1920er Jahren Totalabriss, Geländeumriss als Grünfläche erhalten
Fort III   1866/73   1890 umgebaut, später Totalabriss, Gelände als Freifläche erhalten
Zwischenwerk IIIa   1890/91   um 1930 Totalabriss, Fläche vollständig überbaut
Fort IV   1866/73   1912 Totalabriss, Fläche vollständig überbaut
Zwischenwerk IVa   1890/91   ab Mitte der 1920er Jahre öffentliche Nutzung, gut erhalten, jetzt Oekozentrum und -Institut Magdeburg/Sachsen Anhalt e.V.
Fort V   1866/73   nach 1945 zugeschüttet, teilweise erhalten
Fort VI   1866/73   nach 1920 Waldschule, nach 1945 staatl. Verwaltung, Zivilverteidigung, gut erhalten
Zwischenwerk VIa   1890/91   ab Mitte der 1920er Jahr Nutzung für soziale Zwecke, gut erhalten
Fort VII   1866/73   seit 1924 Sportanlage
Fort VIII (alt)   1866/73   ab 1888 schrittweiser Abriss, Fläche vollständig überbaut
Fort VIII (neu)   1890/91   1912 Totalabriss, Fläche vollständig überbaut
Zwischenwerk VIIIa   1890/91   nach 1910 Totalabriss, Fläche vollständig überbaut
Fort IX   1866/73   1900–1945 militärisches Übungsgelände, danach Trümmerhalde, Fläche vollständig überbaut
Fort X   1866/73   Umbau 1892, ab 1933 schrittweiser Abbau, Fläche vollständig überbaut
Fort XI   1866/73   ab 1912 teilweiser Abbau, Reste erhalten
Fort XII   1866/73   1980 in den Rothehornpark einbezogen, in den 1980er Jahren staatliche Nutzung, danach Gaststättennutzung, Reste vorhanden
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Rondells

Ein Rondell ist ein im Grundriss rundes oder gerundetes Artilleriebauwerk von besonderer Stärke, dessen Höhe der des angrenzenden Walls entspricht. Ist der Wehrbau deutlich höher als der angrenzende Wall, so spricht man von einem Batterieturm.

Rondell Gebhard als südöstlicher Pfeiler der Stadtbefestigung 1536 erbaut
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Preußens stärkste Festung

Bis zum Ende des Krieges wurden die Geschicke Magdeburgs vom Erzstift Magdeburg geleitet, anschließend kam die Stadt unter die Herrschaft Brandenburg-Preußen Kurfürst Friedrich Wilhelm gab 1666 den Befehl zur Instandsetzung der Festungsanlagen. Begonnen wurde zunächst mit der Verstärkung der Elbfront, mit der die Bastion Cleve und Preußen entstanden. Vor dem Stadtgraben wurde eine Brustwehr errichtet, und auf der Elbinsel Werder wurde eine etwa 800 m² große Zitadelle erbaut. 1702 begann eine zweite Ausbauphase, die unter der Leitung des Magdeburger Gouverneurs Leopold I. (Anhalt-Dessau) stand. Bis 1713 entstand ein Gürtel von elf Bastionen. In einem dritten Bauabschnitt unter den Festungsbaumeistern Hans Martin von Bosse und Gerhard Cornelius von Walrave entstanden weitere elf Bastionen sowie die Turmschanze und das Fort Berge. Um 1740 waren die Festungswerke der Nordfront 400 Meter, der Westfront 600 Meter und der Südfront zwischen 300 und 600 Meter tief gestaffelt. Die gesamte Verteidigungsanlage umfasste eine Fläche von 200 Hektar, denen 120 Hektar Stadtfläche gegenüberstanden.

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Festungsausbau im 19. Jahrhundert

Obwohl Magdeburg danach als stärkste Festung Preußens galt, ergab sich Magdeburg während des Vierten Koalitionskrieges 1806 nahezu kampflos dennapoleonischen Truppen . 1807 wurde Magdeburg in das französische Königreich Westphalen eingegliedert, und die Stadt wurde zu einem wichtigen Glied der französischen Elbverteidigungslinie. Wichtigste Maßnahme zum weiteren Ausbau der Festungsanlagen war die Erweiterung der Glacisanlagen, mit der die Verlegung der Vorstädte Neustadt und Sudenburg einherging. Deren bisheriges Gelände wurde als freies Schussfeld zum Rayon erklärt. Während der Befreiungskriege von 1813 bis 1815 hielt Magdeburg den Belagerungen durch die preußisch-russischen Truppen stand. Nach der Niederlage Napoleons zogen am 24. Mai 1814 wieder preußische Truppen in die Stadt ein. Mit der Einführung der Neupreußischen Festungsmanier erlebte die Festung Magdeburg einen neuerlichen Aus- und Umbau seiner Verteidigungsanlagen. So wurden die Wallanlagen modernisiert, das Elbufer weiter befestigt, Festungstore neu errichtet oder umgebaut. Innerhalb der Festung entstanden zahlreiche militärische Gebäude wie Kasernen und Magazine. Die 1840 fertiggestellte Bahnstrecke Magdeburg–Leipzig und die Schaffung weiterer Bahnverbindungen brachten tiefgreifende Veränderungen im Verteidigungssystem Magdeburgs mit sich. Um die Bahnlinien in die Stadt hineinführen zu können, mussten neue Eisenbahntore errichtet werden, von denen 1840 das Alte Leipziger Tor als erstes fertiggestellt wurde. Bis 1873 entstanden im Festungsgürtel insgesamt acht Eisenbahntore. Mit der Einführung des „gezogenen Geschützrohres“ ergab sich erneut die Notwendigkeit des Ausbaus der Festungsanlagen. Zu diesem Zweck wurde ab 1866 ein Gürtel von 14 Forts gebaut, die in einer Entfernung von 1000 bis 3000 Metern zur Kernfestung angelegt wurden. Nachdem der Rayonbereich erweitert worden war, wurde ab 1890 der Fortgürtel durch den Bau von acht Zwischenwerken begonnen.

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Rückbau der Festung

Nachdem bereits mit der kaiserlichen Kabinettsordervom 8. Dezember 1886 der allgemeine Rückbau der Festungen in Deutschland beschlossen worden war, wurde mit der Kabinettsorder vom 23. Januar 1900 der Festungsstatus Magdeburgs aufgehoben und das Festungsgelände zum Verkauf freigegeben. Die Stadt nutzte die Aufgabe der Festungsanlagen zum Erwerb der meisten Flächen zur Erweiterung der Wohnbebauung und zur Verbesserung der Infrastruktur. Im Norden wurde der Anschluss an die 1886 eingemeindete Neustadt geschaffen, im Westen entstand die Wilhelmstadt und die Bebauung im Süden stellte die Verbindung zum 1887 eingemeindeten Buckau her. Bereits 1888 war mit dem Abriss der Stadttore begonnen. Die beiden größten Festungsanlagen Fort Stern und die Zitadelle wurden 1903 bzw. 1922 abgerissen. Lediglich von der Westfront blieben große Teile der Festungsbauten erhalten. Fünf Forts wurden restlos beseitigt, die übrigen wurden zunächst zur zivilen Nutzung umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren auch von diesen nur noch Reste vorhanden.

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Begriffe Festungsbau

Außenwerk Ein zwischen Hauptumwallung und Glacis liegendes Werk, also beispielsweise ein Ravelin, ein Hornwerk oder eine Demilune.
Approchen (v. fr., Approschen), Laufgräben
Appareille die Auffahrt in dem innern Raum einer Festung auf den Wallgang
Bastion Besonders stark befestigtes, nach hinten offenes Festungswerk. Aus dem Wall herausragendes, nach hinten offenes Werk mit fünfeckigem Grundriss. Bastionen werden so angelegt, dass sie ihre Facen und Flanken gegenseitig schützen können.
Brustwehr eine Erdanschüttung, die der Mannschaft Deckung gewähren und den Gebrauch ihrer Waffen begünstigen soll
Bollwerk Veralteter Begriff für ein aus dem Wall herausragendes Werk, also eine Bastion, ein Geschützturm oder ein Rondell.
Contrescarpe die äußere, gegen das Feld hin gerichtete Grabenböschung eines Werkes.
Demilune Ein im Graben vor einer Bastion errichtetes, aus zwei Facen bestehendes Außenwerk. Sein Grundriss ähnelt dem des Ravelins, doch ist seine Kehle halbmondförmig
Defensivkaserne Verteidigungsfähiger Kasernenbau
Detachiertes Werk Vorgeschobenes Werk, das im Gegensatz zu einem Außenwerk nicht mehr mit der Umwallung der Festung in Verbindung steht und deshalb für eine selbständige Kampfführung eingerichtet ist.
Esplanāde der freie Raum, der zwischen einer Stadt und der dazu gehörenden Citadelle befindlich sein muß und der wenigstens 800 Schritt betragen soll, damit die Angreifer der Citadelle die Häuser nicht zu ihrem Vortheil benutzen können.
Enceinte Umwallungslinie einer Festung.
Enveloppe Von zusammenhängenden oder nur durch schmale Lücken voneinander getrennten Außenwerken gebildete, zweite Umwallungslinie einer Festung.
Eskarpe Innenwand eines Festungsgraben
Festung ein durch die beständige Befestigungskunst so befestigter Punkt, daß er selbständig durch seine Verteidiger auch gegen eine feindliche Übermacht auf längere Dauer behauptet werden kann
Face Festungsbauwerk, zum Feind hingewandte Seite einer Befestigungsanlage
Faschine Strauchbündel beim Feldschanzenbau
Fort Selbständiges, vorgeschobenes Werk, das strategisch wichtige Orte im Vorfeld einer Festung sichert.
Fortifikation Befestigungskunst; eine in jeder deutschen Festung bestehende Ingenieurbehörde, die dem Kommandanten unterstellt ist und an deren Spitze ein Stabsoffizier (Ingenieuroffizier vom Platz) steht
Garnison die Gesamtheit der zur Besatzung einer Stadt oder Festung gehörigen Truppen
Glacis Erdanschüttungen (Wallanlagen) vor dem Graben, die diesen für den Feind tiefer machen und die zu diesem hin so abfallen, dass kein toter Winkel entsteht.
Gouverneur der oberste Befehlshaber in einem bestimmten Bezirk, einer Provinz, einer Kolonie, einer Stadt oder einer Festung 1. Ranges. In Festungen hat der Gouverneur einen Gouvernementsstab (ein oder mehrere Generalstabsoffiziere und ein Adjutant)
Hauptwall Wall um die gesamte Festung
Hornwerk Weit in den Graben vorgeschobenes Außenwerk, das aus zwei durch eine Kurtine verbundenen Halbbastionen besteht und durch zwei gerade Linien eingefasst wird.
Kaponniere Auch "Grabenkoffer" oder "Grabenwehr" genannt. Frei im Graben stehendes Werk, von dem aus der Graben in zwei Richtungen unter Feuer genommen werden kann. Sie besteht meist aus zwei Stockwerken, rechts und links befinden sich Ausfallhöfe. Der Zugang erfolgt durch eine Poterne.
Kasematte Schusssicherer Raum in einer Festung, entweder unter der Erde, im Wall oder in besonders sicheren Gebäuden.
Kasernen Gebäude, welche in Festungen und zu Standquartieren von Truppen bestimmten Orten den Soldaten zur Wohnung dienen
Kavalier Geschützstellung, welche die benachbarten Werke deutlich überragt.
Kartaune Festungsgeschütz
Kronwerk Außenwerk, das aus zwei Halbbastionen und einer Vollbastion besteht, welche durch Kurtinen verbunden sind.
Kurtinen Abschnitt des Walles, der zwei Bastionen, Geschütztürme oder Rondelle miteinander verbindet
Künette In nassen Graben tiefer liegendes zweites Hindernis.
Kontereskarpe Außenwand eines Festungsgraben
Kommunicationsgraben Laufgräben, Verbindungswege zu den einzelnen Gebäuden inerhalb der Festung bei Belagerung
Lafette Stückwagen, Gestell für Geschütze
Lunte Zündstrick-, schnur
Lünette Eigenständiges Werk, dessen Grundriss dem einer Bastion ähnelt.
Palisade Dichte Reihe aus angespitzten, in die Erde gerammten Holzstämmen mit der Funktion eines Walles.
Platzmajor Offizier vom Platz, der dem Kommandanten einer Festung oder größern Garnison zur Regelung des Garnison-und Wachdienstes beigegebene Offizier
Poterne Überbauter Gang in einer Festung zum gedeckten Übergang von Bereichen innerhalb des Werkes zu Anlagen vor dem Wall oder zum Zweck eines Ausfalls.
Protze Geschützwagen
Ravelin Außenwerk einer Festung, niedriger als die dahinterliegenden Bastionen
Rayon Die vor der Festung liegende Zone, für die Beschränkungen hinsichtlich von zivilen Bauwerken bestehen.
Redoute geschlossene Feldschanze, welche zu Behauptung eines Postens, zu Deckung eines wichtigen Punktes od. zu Verstärkung einer Truppenaufstellung bestimmt ist
Reduit ein in einem größeren Werk eingeschlossenes Festungswerk, worin man sich nach der Einnahme des Hauptwerkes noch halten kann
Rondell Ein besonders massives Werk mit gerundetem Grundriss, das so hoch oder nur unwesentlich höher als der angrenzende Wall ist.
Sappe ein gegrabener Weg, um durch die Contrescarpe in den Graben der Festung zu kommen
Schanze Feldbefestigung
Tenaille im Festungsbau diejenige Methode, wo die aus geraden Linien zusammengesetzte Umfangsform des Hauptwalls ununterbrochen wechselnd ausspringende und eingehende Winkel bildet
Tenailions kleine Außenwerke zur Deckung der Ravelinfacen
Transcheen Laufgräben, welche bei Belagerung einer Festung aufgeworfen werden
Zernieren Einschließen (Blokade) einer Festung
Zitadelle Große Befestigungsanlage innerhalb einer Stadt
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